naturnahe Gärten

Warum naturnahe Gärten ?

Artensterben, Insektensterben, Klimawandel sind Themen, die im gesellschaftlichen Focus stehen.

Durch unsere Lebensweise und unser Konsumverhalten benötigen wir derzeit 1,5 Erden und lösen das 6. Massensterben der Erdgeschichte aus – mit den entsprechenden Konsequenzen: In Deutschland sind erheblich weniger Insekten unterwegs als noch vor zehn Jahren. Die Studie der TU München vom Oktober 2019 belegt von 2009 bis 2017 einen Rückgang der Arten um ca. 30 %, die der Biomasse der Insekten um ca. 67 % .

Von den 248 Vogelarten, die in Deutschland brüten, ernähren sich 80 Prozent von tierischer Kost, die Hälfte von ihnen bevorzugt Insekten. Viele Arten, die als Erwachsene etwas anderes fressen, füttern zumindest ihre Jungen mit den Kerbtieren. Laut den Erhebungen des »European Bird Census Council« im niederländischen Nimwegen hat sich seit 1980 die Zahl der Vögel in den Staaten der Europäischen Union um 56 % reduziert.

Weiterführende Informationen finden sie in der PDF-Zusammenfassung meines Vortrages anlässlich der 52. Landespflegetage der LWG (bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau) in Veitshöchheim vom 21.Januar 2020.

Zugegeben, die industrielle Landwirtschaft als größter Flächennutzer trägt, in Kombination mit verfehlter Agrar- Subventionspolitik, zu diesen dramatischen Entwicklungen durch ausgeräumte Landschaften, Monokulturen und intensiven Einsatz von Spritzmitteln mit den größten Anteil an diesen negativen Entwicklungen. Vor dem Hintergrund fortschreitender Zerstörung intakter Lebensräume in der freien Landschaft wird die enorme Bedeutung naturnah gestalteter Gärten offensichtlich.

Für mich war 1980 die erste Naturgarten-Bewegung der ausschlaggebende Grund diesen Beruf zu ergreifen und diese Grundeinstellung trage ich seither im Herzen und hinaus in die Gärten und stelle mich dieser Verantwortung um Positives zu bewirken. Naturnahe Pflege und Gartengestaltung sehe ich heute mehr denn je als moralische Verpflichtung und Bürgerpflicht.

Blutweiderich

Was ist ein naturnaher Garten?

Den Naturgarten gibt es nicht, denn Gärten sind immer gestaltete Natur. Diese sind je nach den Bedürfnissen und Ansprüchen der Nutzer/innen gebaut und angelegt, beinhalten aber einen integrativen Ansatz zwischen Mensch und Natur.

Ziel einer naturnahen Gartengestaltung ist die Herstellung möglichst vieler Lebensräume (Ökosysteme) und die Förderung einer möglichst hohen Artenvielfalt (Biodiversität).

„Naturnah“ bedeutet Gestaltung und Pflege des Gartens mit der Natur und den ihr eigenen Gesetzen und nicht gegen sie. Keineswegs ist damit aber gemeint, alles wild durcheinander wuchern zu lassen. Man gibt jedoch der Natur Raum zur Entwicklung, ohne dabei auf ggf. notwendige lenkende Eingriffe zu verzichten. Diese Pflegemaßnahmen dürfen jedoch nicht nach „Schema F“ ablaufen, sondern müssen sich am individuellen Charakter des jeweiligen Gartens und seiner natürlichen Umgebung orientieren. Ein naturnaher Garten ist daher beileibe kein Zeichen für die Faulheit seines/r Besitzer/in, wohl aber sichtbarer Beweis eines ausgeprägten Umweltbewusstseins und einer entsprechenden Denkweise.

Grundlagen und Ziele der Gestaltung

  • Flächenverbrauch für Flächenversiegelung und Flächenbefestigungen auf ein Minimum reduzieren

  • erforderliche Flächenbefestigungen sickeroffen herstellen

  • schonender Umgang mit Boden, Bodenverdichtungen vermeiden

  • Aushub, wenn möglich, für die Gestaltung des Geländes wiederverwenden

  • Unter- oder Rohböden für die Anlage von Magerstandorten verwenden

  • hohe Standort- und Strukturvielfalt herstellen

  • Verwendung von regionalen Baustoffen und Wiederverwendung von Baumaterialien

  • Dächer und Fassaden begrünen

  • Regenwassermangement (Nutzung und Versickerung)

  • Grundstücksabgrenzungen offen halten und Durchschlupfe z.B. für Igel offen lassen

  • standortgerechte Pflanzenauswahl mit einem möglichst hohen Anteil heimischer Pflanzen

  • falls nötig, Düngung mit organischen Düngemitteln

  • biologischer Pflanzenschutz

  • Einsatz torffreie Substrate

  • Glasflächen dauerhaft und wirksam für Vögel sichtbar machen

  • Beleuchtung auf das notwendige Maß reduzieren, Insektenfreundliche Leuchtmittel verwenden

wichtige Strukturelemente

Wer, aus welchen Gründen auch immer, nicht seinen ganzen Garten naturnah gestalten kann oder will, kann einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz leisten und eine Menge für die Tierwelt tun. Denn schon allein die Anlage oder Duldung von den nachfolgend aufgeführten Kleinstrukturen kann erstaunlich viel bewirken und zahlreichen Kleintieren Unterschlupf bieten, denn jeder Quadratmeter zählt:

  • Totholz und Reisighaufen

  • Trockenmauern

  • offene Bodenflächen horizontal und vertikal

  • Nistkästen, Nistmöglichkeiten für Vögel, Fledermäuse und Insekten bereitstellen

  • Wasseranlagen wie Teich, Bachlauf, Wassergraben, Sumpfbeet oder Wasserbecken